Preisverhandlungen beim Online-Verkauf: Tipps und Strategien für Inserenten
Online-Marktplätze sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie bieten eine bequeme Möglichkeit, Dinge zu verkaufen, die man nicht mehr braucht, und dabei vielleicht noch ein paar Euro zu verdienen. Doch wer schon einmal etwas online angeboten hat, weiß: Kaum ist die Anzeige online, trudeln die ersten Anfragen ein – und oft geht es direkt um den Preis. Preisverhandlungen gehören zum Online-Verkauf einfach dazu und können für Inserenten manchmal eine Herausforderung sein. Wie bleiben Sie dabei entspannt, erzielen den besten Preis und vermeiden Frustration? In diesem Artikel geben wir Ihnen wertvolle Tipps und Strategien für erfolgreiche Preisverhandlungen.
Warum verhandeln Käufer überhaupt?
Bevor wir uns den Strategien widmen, ist es hilfreich zu verstehen, warum Käufer überhaupt verhandeln:
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Es ist gelerntes Verhalten: Auf Flohmärkten und Basaren ist das Handeln ganz normal. Diese Erwartungshaltung übertragen viele auch auf Online-Marktplätze.
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Sie wollen ein Schnäppchen machen: Jeder möchte das Gefühl haben, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Ein niedrigerer Preis ist ein direkter Erfolg für den Käufer.
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Unsicherheit über den Wert: Gerade bei gebrauchten Artikeln ist der objektive Wert oft schwer einzuschätzen. Verhandlungen dienen dazu, einen „fairen“ Preis zu finden.
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Mängel oder Gebrauchsspuren: Wenn ein Artikel Gebrauchsspuren aufweist, wird dies oft als Argument für einen Preisnachlass genutzt.
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Wettbewerb: Der Käufer hat vielleicht ähnliche Artikel zu anderen Preisen gesehen und versucht, den besten Deal zu erzielen.
Vorbereitung ist die halbe Miete: Ihr Angebot optimieren
Der beste Weg, um bei Preisverhandlungen erfolgreich zu sein, ist eine gute Vorbereitung.
1. Realistischen Startpreis festlegen
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Recherche betreiben: Schauen Sie, zu welchem Preis ähnliche Artikel auf der Plattform oder anderen Kanälen angeboten und verkauft werden. Berücksichtigen Sie dabei den Zustand, das Alter und die Ausstattung Ihres Artikels.
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Spielraum einplanen: Setzen Sie den Preis etwas höher an, als Sie tatsächlich erzielen möchten. So haben Sie Verhandlungsspielraum, ohne unter Ihren Wunschpreis zu fallen. Übertreiben Sie es aber nicht, sonst schrecken Sie potenzielle Käufer ab.
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"Festpreis" oder "VB" (Verhandlungsbasis): Überlegen Sie, ob Sie einen Festpreis oder eine Verhandlungsbasis angeben. Bei einem Festpreis signalisieren Sie, dass Sie nicht verhandeln möchten, was aber auch weniger Anfragen bedeuten kann. Bei "VB" ist klar, dass Verhandlungen erwünscht sind.
2. Aussagekräftige Anzeige erstellen
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Detaillierte Beschreibung: Beschreiben Sie den Artikel so genau wie möglich. Nennen Sie Marke, Modell, Alter, Zustand, Funktionen, Maße und Besonderheiten. Je mehr Informationen, desto weniger Fragen gibt es.
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Ehrlichkeit beim Zustand: Seien Sie ehrlich über Gebrauchsspuren, Mängel oder Defekte. Transparenz schafft Vertrauen. Wenn Sie kleine Mängel von vornherein benennen, nehmen Sie Käufern das Argument für Preisnachlässe.
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Hochwertige Fotos: Machen Sie mehrere klare, gut beleuchtete Fotos aus verschiedenen Perspektiven. Zeigen Sie auch Details und gegebenenfalls kleine Mängel.
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Alle relevanten Informationen liefern: Wenn Versand möglich ist, geben Sie die Kosten an. Wenn der Artikel abgeholt werden muss, nennen Sie den Ort.
Während der Verhandlung: Tipps für den Austausch
Wenn die ersten Preisvorschläge kommen, bleiben Sie ruhig und strategisch.
1. Freundlich, aber bestimmt bleiben
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Professioneller Ton: Auch wenn ein Angebot unverschämt niedrig ist, bleiben Sie höflich und professionell. Eine unfreundliche Antwort kann den Käufer abschrecken und Sie verlieren potenzielle Interessenten.
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Niedrige Angebote souverän ablehnen: Auf "Was ist letzte Preis?" oder extrem niedrige Angebote können Sie freundlich antworten: "Vielen Dank für Ihr Interesse. Der Artikel ist in diesem Zustand, und mein Preis ist [Ihr Wunschpreis oder leicht darunter]." Oder: "Dieser Preis ist leider zu niedrig. Mein Preisvorschlag ist [Ihr Gegenvorschlag]."
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Keine Rechtfertigung: Sie müssen sich nicht für Ihren Preis rechtfertigen. Bleiben Sie bei Ihren Argumenten: Zustand, Neuwert, etc.
2. Nicht sofort nachgeben
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Gegenangebot machen: Wenn ein Käufer einen Preis vorschlägt, der unter Ihrer Erwartung liegt, machen Sie ein Gegenangebot, das immer noch über seinem Vorschlag, aber unter Ihrem ursprünglichen Preis liegt. So signalisieren Sie Verhandlungsbereitschaft, ohne sich zu unterbieten.
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Denken Sie in kleinen Schritten: Bieten Sie nicht sofort einen großen Rabatt an. Gehen Sie in kleinen Schritten auf den Käufer zu.
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Auf den Wert verweisen: Erinnern Sie den Käufer an den Wert des Artikels, den guten Zustand oder die enthaltenen Extras.
3. Grenzen setzen und kennen
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Schmerzgrenze festlegen: Bevor Sie in die Verhandlung gehen, legen Sie für sich einen Mindestpreis fest, unter den Sie auf keinen Fall gehen. Wenn dieser Preis nicht erreicht wird, lehnen Sie das Angebot freundlich ab.
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Zeitpunkt der Verhandlung: Viele Käufer versuchen, den Preis schon vor der Besichtigung zu drücken. Sagen Sie ruhig, dass Sie über den Preis gerne vor Ort sprechen, wenn der Käufer den Artikel persönlich begutachtet hat.
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"Das ist mein letztes Angebot": Wenn Sie sich auf Ihren Mindestpreis zubewegen, können Sie dem Käufer signalisieren: "Ich kann Ihnen den Artikel für [Preis] anbieten. Das wäre mein letztes Angebot."
4. Flexibilität bei Übergabe oder Versand
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Lieferung/Abholung als Verhandlungsmasse: Wenn ein Käufer sehr hartnäckig beim Preis ist, können Sie eventuell Kompromisse bei der Übergabe eingehen. Zum Beispiel: "Ich kann Ihnen beim Preis nicht mehr entgegenkommen, aber ich könnte Ihnen entgegenkommen und den Artikel zu einem Treffpunkt bringen, der näher für Sie ist." Oder: "Der Preis ist fix, aber die Versandkosten übernehme ich."
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Bündelangebote: Wenn Sie mehrere Artikel verkaufen, können Sie dem Käufer einen Rabatt anbieten, wenn er mehrere Dinge auf einmal kauft.
Häufige Fehler, die Sie vermeiden sollten
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Sofort auf den niedrigsten Preis eingehen: Damit verschenken Sie Geld und signalisieren, dass Sie unsicher sind.
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Zu emotional werden: Es ist ein Geschäft, nehmen Sie es nicht persönlich, wenn jemand versucht, den Preis zu drücken.
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Unklarheiten in der Anzeige: Eine schlechte Beschreibung oder fehlende Fotos führen zu mehr Fragen und Unsicherheit beim Käufer.
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Zu hohe oder zu niedrige Preisforderungen: Ein zu hoher Preis schreckt ab, ein zu niedriger Preis erweckt Misstrauen oder lässt Sie Geld verlieren.
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Keine "rote Linie" haben: Wenn Sie nicht wissen, unter welchen Preis Sie nicht gehen, laufen Sie Gefahr, den Artikel unter Wert zu verkaufen.
Verhandlungen als Chance sehen
Preisverhandlungen sind ein integraler Bestandteil des Online-Verkaufs auf Basaren und Marktplätzen. Sehen Sie sie nicht als Ärgernis, sondern als Chance, mit potenziellen Käufern ins Gespräch zu kommen und letztlich einen erfolgreichen Verkauf abzuschließen. Mit einer guten Vorbereitung, einem realistischen Preis, einer überzeugenden Anzeige und der richtigen Kommunikationstechnik sind Sie bestens gerüstet, um Ihre Artikel zu fairen Preisen zu verkaufen und dabei vielleicht sogar noch Spaß am Feilschen zu haben.